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Samstag, 28. März 2009

Begegnungen mit Flauschehasen oder warum Sex nicht so einfach ist...

Die Geschichte beginnt eigentlich Freitag vor zwei Wochen, als ich mit meiner Freundin Mittagessen und danach in der Bibliothek war. Wir trafen Timo, wirklich ein entzückender junger Mann der zwar seine Hemden bügelt, was mir ziemlich suspekt erscheint, aber ein wirklich lieber Kerl ist. Ich kennen ihn eigentlich auch schon seit geraumer Zeit, aber so richtig viel zu tun hatten wir nie miteinander.
Wir, also meine Freundin und ich, hatten einen wirklich netten Abend mit ihm und haben nicht nur uns, sondern die ganze Kneipe um uns herum bestens unterhalten.

Am letzten Montag war ich dann mit Timo erst Kaffeetrinken um danach dann bei ihm zu Hause mit Freunden ein bisschen sinnlos Wodka und ähnliches zu trinken.

Irgendwann im Verlauf des Abends habe ich beschlossen nicht mehr nach Hause zu fahren, was ich zu dem Zeitpunkt aus unterschiedlichen Gründen wirklich für angebracht hielt.

Und dann ist mir eine der schrägsten Sachen passiert, die mir je passiert ist: Timo hat mir doch tatsächlich sein Bett überlassen und auf der Couch gepennt, und das nachdem ich ihn mehrfach gefragt hatte, ob er nicht doch lieber bei mir schlafen will - unglaublich.

Das mag nun alles sehr nett und wirklich höflich und anständig sein, aber dennoch recht schräg, bedenkt man welche Mengen an Alkohol im Spiel waren, und dass ich, auch gerne Frau Sorgenfrei genannt, beteiligt war.

Manchmal lege ich wirklich ein erschreckendes Maß an Sorglosigkeit an den Tag, dann bin ich ernsthaft so saudämlich, dass es kaum auszuhalten ist und ich nur darauf hoffen kann, dass es keiner merkt.

Das ist dann so der „trällernd-über-eine-Blumenwiese-hüpf-und-Korb-schwing“- Modus, der sich manchmal irgendwie bei mir einschaltet, und der dann dafür sorgt, dass ich alles und jeden wie ein kleines, flauschiges Häschen oder ein liebes, putziges Eichhörnchen behandle – im übertragenen Sinne natürlich.

Dann gebe ich einfach so meine Handynummer her, verabrede mich mal eben mit dem hässlichsten Typen des Universums zum Kaffee, frage im Prinzip wildfremde Männer, ob sie mit in meine Hotelzimmer kommen oder lade andere Männer zu mir ins Bett ein – und ich denke mir tatsächlich nichts dabei. Für mich geht es dann natürlich nur und ausschließlich ums Kaffeetrinken oder darum ein gutes Gespräch in Ruhe im Hotelzimmer zu führen oder eben darum zu schlafen, weil ein Bett nun mal vorrangig dazu gemacht ist, nicht? Transferleistung gleich null, ich komme nicht mal ansatzweise auf den Gedanken, dass das für das andere Geschlecht ganz bestimmte Zeichen sind und die Alarmglocke schrillt immer erst dann, wenn mir zu guter letzt sehr deutlich gezeigt wird, dass die Zeichen entsprechend gedeutet wurden.

Dann steh ich da wie Ochs vor Berg, die Reaktion ist in der Regel: Äh, uuuuups? Ich hab doch gar nichts gemacht! (Es muss allerdings an dieser Stelle hinzugefügt werden, dass ich schon sehr genau weiß, wie man nichts macht...) Die Verwunderung könnte dann größer nicht sein. Und auch die Frage wie ich aus der Nummer wieder rauskomme.

In dieser Hinsicht hat also der liebe Timo wirklich ein wahrhaft außerordentliches Maß an Vernunft bewiesen, ich gratuliere ihm daher wirklich herzlich zur verpassten Gelegenheit!

Es ist derart famos, es ist wie eine Praline, möchte ich sagen, die man sich langsam auf der Zunge zergehen lässt: Da liegen zwei junge Menschen, in zwei Zimmern, mit einem völlig aufgebrachten und wütend heulenden Hormonhaushalt, der sofortige Satisfaktion fordert, bei offener Tür nebeneinander, der eine starrt die Decke an und fragt sich, ob er jetzt rübergehen soll oder nicht, weil der, der drüben liegt eigentlich definitiv in einer anderen Liga spielt. Der andere wiederum liegt etwas verwirrt im Bett und fragt sich, ob der denn jetzt bald mal rüberkommt, weil das Schreien des Hormonhaushalts langsam schon fast nervt – und im Endeffekt bleiben beide liegen, einer schläft schließlich mit einem Schulterzucken, das dem Hormonhaushalt sagt „Halt die Klappe!“ ein, der andere starrt die ganze Nacht weiterhin die Decke an und kann von dem ganzen Hormongedöns nicht schlafen.

Wunderbar, so herrlich, dass man sich schon allein an dieser Vorstellung stundelang ergötzte könnte – und das beste ist doch eigentlich, dass man beteiligt und der war, der selig geschlafen hat.