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Montag, 19. August 2019

Oh Leute, es ist so unendlich nervig...



Kurz zu den Umständen: Ein deutscher Energieversorger will seine Mitarbeiterschaft mit E-Autos ausstatten. Zum einen ist das ein superobermegageheimes Projekt, zum anderen hat sich das Projektteam selbst geleakt, weil man Projekte einer gewissen Größenordnung öffentlich im europäischen Kontext ausschreiben muss. Is´ doof dann mit der Geheimhaltung, hätt´ auch keiner mit gerechnet, dass, wenn was ÖFFENTLICH ausgeschrieben wird, das tatsächlich jemand mitkriegt und dann noch nachfragt und dann noch einen Zeitungsartikel, den man nicht zur Freigabe vorab erhält - das muss man zum Thema Umgang mit der Pressefreiheit wissen - darüber schreibt und dann da noch Sachen drin stehen, die zwar so ausgeschrieben wurden, aber niemals so gemeint waren. Herrje, ein kommunikatives Missgeschick, jetzt muss man natürlich was dazu sagen. Man sagt es im Firmeneigenen social Network, wobei Keiner blickt, um was es eigentlich geht - die Idioten haben sich selbst verpetzt und die Presse schlachtet das gnadenlos aus. Ihr werden niemals von eurem Arbeitgeber alle E-Autos bekommen, seid ihr närrisch? Es gibt in ganz Deutschland nicht genügend Fahrzeuge um das umzusetzen - und sich ein schöne Diskussion darum entwickelt, welches E-Fahrzeug man denn am liebsten haben möchte, wenn´s mal soweit ist.
Darf´s ein Tesla, ein BMW oder Nissan sein? Deutsche Hersteller werden bevorzugt, wegen Forschung und Entwicklung im eigenen Land. Den E-Smart fände man "Meeega", der Nissan leaf auch ganz toll.
Ich bin genervt und kurz davor Folgendes zu posten:

Denkt eigentlich einer an die Bedingungen, unter denen die Rohstoffe für unsere Batterien, egal, ob die sich in unseren Pcs, Smartphones oder E-Autos befinden abgebaut werden?
Sprechen wir doch mal über Umwelt- oder Arbeitsschutz in diesem Kontext. Es lässt sich in Deutschland leicht sauber e-fahren, und mit gutem Gewissen die Umwelt schützen, wenn dafür in Argentinien unter menschen- und umweltverachtenden Bedingungen die Rohstoffe dafür abgebaut werden, denn glücklicherweise ist das doch recht weit weg und wir müssen es nicht sehen. Es sei denn, wir verirrten uns Sonntagabend beim zappen mal von Pro7 auf ZDFinfo und dort liefe ne Doku drüber. Das schauen wir uns dann an und sind betroffen, ja sogar entsetzt – für vielleicht so 2 Wochen.
Das ist so wie mit den Dokus über Schweinemast oder das Schreddern von Bruderküken. Das Schnitzel will ungefähr zwei Wochen lang einfach nicht recht schmecken, die Eier auch nicht. Wie auch, wenn man Bilder von kleinen rosa Ferkelchen im Kopf hat, die tot geschlagen werden, weil die völlig krankhaft überzüchtete Muttersau nicht genügend Zitzen hat oder an diese süßen, gelben Flauschebälle denkt, die in große Maschinen gekippt werden um am anderen Ende als blutige Matschepampe wieder rauszukommen. Und was macht man dann mit der Matschepampe? Maximal Dünger, denn, soweit ich weiß, dürfen für Tierfutter, keine Tiere getötet, sondern nur Schlachtabfälle verwendet werden – deshalb gibt´s ja auch kein Katzenfutter mit Mäusen drin.
In Argentinien sterben Lamas und Vikunas, weil der Lithiumabbau sie vergiftet. Wenn´s uns schon nicht um die Menschen ist, Tiere ziehen doch immer. Wegen #deinsmarteq musste vermutlich ein kuscheliges Lamababay sterben – ja, is´„meeeega“, echt!
Und wie war das mit der Blutkohle doch gleich? Nun, alles nichts Neues, von der Blutkohle zum Blutlithium, warum nicht?
Das ist wie: Moment da ist ne Wand, ich lauf´ mal gegen, mal sehen was passiert. Ouh, das hat jetzt aber weh getan, ziemlich unangenehm. Aber, hey, ich mach´s nochmal, weil erstens ich kann´s und zweitens, das wird beim zweiten mal sicher super. Ouuh, das hat jetzt aber doch schon wieder echt weh getan, blöd jetzt, aber, hey, beim dritten mal, ja, also, beim dritten Mal da wird es bestimmt besser und so weiter und so fort. Irgendwie macht mich das müde.

Denkt, die Frage erübrigt sich bei dem momentanen Hype eigentlich bzw., ich kenn die Antwort, irgendeiner dran, dass das schon wieder eine Technologie ist, die auf endliche Rohstoffe setzt? Denkt einer dran, dass auch der Strom, den die Autos nutzen produziert werden muss? Und jetzt komm mir bitte keiner mit Strom aus regenerativen Energien. Bei der Produktion von Solarzellen haben wir ähnliche Hintergründe und wer das Wasser seiner Pumpspeicherkraftwerke mit Hilfe von Atomstrom nach oben pumpt um später dann umgewandelten Strom als grünen Strom aus Wasserkraft zu verkaufen ist einfach nur frech.
E-Mobilität, in der Form, wie sie uns verkauft wird, ist nicht der heilige Gral der Nachhaltigkeit sondern, entschuldigt den Ausdruck, reine Verarsche.

XXX und Fridays for Future haben vielleicht die gleichen Ziele, aber sehr unterschiedliche Gründe dafür. Fridays for Future möchte eine Welt haben, in der man noch leben kann, XXX möchte vor allem eins: Geld verdienen, Kapital maximieren. Wenn sich das unter dem Schlagwort „Nachhaltigkeit“ am besten umsetzen lässt, dann ist „Nachhaltigkeit“ das Mittel der Wahl. Ob der Strom wirklich grün ist, interessiert doch die XXX nicht, es interessiert die XXX aber, dass Kunden bereit sind für diesen grünen Strom mehr zu zahlen.
Da muss sich jetzt niemand angegriffen fühlen, denn dass wir in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem leben, das auf Gewinnmaximierung ausgerichtet ist, dass dürfte jedem klar sein.
Wie sonst kommt es zu Stande, dass man der Lebensmittelindustrie gestattet Nitritpökelsalz, das erwiesenermaßen Krebs erregend ist, weiterhin fröhlich in Wurst zu machen? Nun ja, die Lebensmittelindustrie weiß das ja schon, also, dass das nicht so doll ist alles, schließlich gibt es dazu die entsprechenden Studien, aber es gibt leider keine Alternative dazu, die genauso günstig und effektiv wäre. Tja, einen Tod, und zwar den Krebstod, muss man schon sterben, damit die Wurst billig bleibt und schön aussieht, denn mehr macht Nitritpökelsalz gar nicht – es sorgt dafür, dass die Wurst unter Sauerstoffeinfluss nicht oxidiert und grau wird. Qualitativ macht es keinen Unterschied, es geht allein um die Färbung.
Und warum muss die Farbe schön sein? Weil sonst der Verbraucher die Wurst nicht kauft, es also für den Wursthersteller keinen Absatz und keinen Gewinn mehr gibt. Das ist schöner Sterben mit Wurstwaren.

Auch die XXX produziert Strom nicht zum Spaß oder gar gratis oder zum Gemeinwohl. Die XXX ist ein Unternehmen, dass sich nach den Prinzipien eines kapitalistischen Marktes richtet. Punkt. Das ist nicht mal schlecht geredet das ist ein Fakt.

Also, wenn ihr echt was machen wollt, dann spart euch das E-Auto. Fahrt Rad. Ja, ist jetzt vielleicht nicht immer komfortabel oder praktisch, aber, ich glaube, in der Diskussion um eine Welt, in der wir alle leben können, sind komfortabel und praktisch nicht die Begriffe um die es gehen kann.