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Sonntag, 1. Juli 2018

Interessante Steckenpferde, Teil 2: Niemandem sagen, was man möchte

Dieses neue und wundervolle Steckenpferd fällt, ähnlich wie übrigens das in Teil 1 unserer Serie beschriebene "Dumm-Rumstehen", in die Kategorie "Wie treibe ich meine Mitmenschen mit meinem Verhalten bestmöglich in den Wahnsinn."

Kurz und gut, worum geht´s: es geht natürlich mit nichten nur darum, nicht zu sagen was man möchte. Das an sich ist kaum nervtötend für andere und nur aus Sicht des Nichts-Sagenden dumm, weil man sich damit grundsätzlich die Chance verbaut zu bekommen was man will.
Nein, nein, wir sprechen hier von etwas ganz anderem, hier geht es darum, nichts zu sagen, stillschweigend davon auszugehen, dass jeder grundsätzlich weiß man möchte - warum auch nicht? - und dann extrem verstimmt zu reagieren, wenn nicht genau das passiert, was man sich so vorgestellt hat.

Besonders gern betrieben wird dieses Hobby von Frauen, besonders genervt sind, und ich kann hier leider nur für Hetero-Beziehungen sprechen, in der Regel, Männer.
Wenn man nicht gleich mit dem Vollprogramm, dem sogenannten "Listenschreiben", dazu später mehr, anfangen will, empfiehlt sich folgender Einstieg: man sucht sich ein Wort aus, sagen wir, beispielsweise das Wort "Wurst" und sobald das jemand sagt, flippt man völlig aus -  derjenige hätte ja aber auch wissen können, dass man "Wurst" nicht einfach so sagt. Was sage ich "können"? Müssen! Es ist übrigens überaus sinnvoll an diesem Tag dann auch mehrere Metzgereien zu besuchen.
Hat man sich mit dieser Methode vertraut gemacht, kann man zur nächsten Stufe übergehen.

Sagen wir, etwa, beim Thema Essen: gefragt, was man gekocht haben möchte, kann man sich einfach nicht entscheiden und sagt dann: "Weiß nicht, egal.".
Der Vorteil an dieser Herangehensweise ist, dass, egal, was einem letztendlich gebracht wird, es auf alle Fälle falsch sein kann, selbst, und davor möge man uns behüten, wenn es geschmeckt hat. Man kann ausgiebig über die unzumutbare Speise nörgeln, man kann sich darüber auslassen, dass man nicht verstanden wurde, ja, generell sowieso nie verstanden würde. Stattdessen würde man ignoriert und außerdem, es sei ja wohl völlig klar, dass im Essen keine Tomaten sein dürfen, und wahrscheinlich täte man das sowieso absichtlich, als sei das Leben an sich nicht schon anstrengend genug - Tomaten? Ja, galoppiert hier denn der Wahnsinn? - auf ganzer Linie enttäuschend, einfach nur enttäuschend.
Für die Spielverderber und Spaßbremsen unter uns heißt das, wann auch immer jemand sagt: "Weiß nicht, egal.", ist solange auf die betreffende Person einzuwirken, bis eine eindeutige Entscheidung getroffen wurde. Das hält die betreffende Person zwar keineswegs davon ab später zu nörgeln und sich von der ganzen Welt ungerecht behandelt zu fühlen, aber man kann ihr wenigstens vorhalten, die Entscheidung selbst getroffen zu haben - und sie danach geflissentlich ignorieren, wenn man weiß, was gut für einen ist. Das Ganze gibt es natürlich in allen Varianten und Abstufungen.

Die Königsdisziplin ist allerdings das oben bereits erwähnte "Listenschreiben". Listenschreiben ist einfach geil, ich kann es nicht anders formulieren.
Man nimmt sich, am besten Morgens, dann hat man länger Zeit enttäuscht zu werden und sich in diese Enttäuschung richtig reinzusteigern, Zettel und Stift und schreibt auf, was man sich für den heutigen Tag von anderen Menschen wünscht. Extrem wichtig ist dabei, dass diese anderen Menschen weder besagten Zettel zu sehen kriegen noch, dass man drüber spricht, was drauf steht. Und dann wartet man den ganzen lieben langen Tag darauf, dass sich die anderen verhalten wie gewünscht.
Sie tun es nicht? Bingo, ein voller Erfolg. Mit Fug und Recht darf man nun eingeschnappt, enttäuscht, sauer, beleidigt, was auch immer, sein, und das natürlich voll an den anderen auslassen. Immerhin, es wurde aufgeschrieben. Ist ja wohl absolut klar, was es heißt, wenn man was aufschreibt, aber, es ist wie immer, man wurde einfach nicht verstanden, dabei hat man es extra deutlich aufgeschrieben.

Ja, nun...