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Montag, 11. März 2019

Zum Piepen...

- neulich, im Firmenchat, ich poste einen kritischen Artikel zum Thema Rassismus aus der ZeitOnline - 

Antwort Herr Wolle: Gedankengut dieses linksextremistischen Blattes mache ich mir nicht zu eigen... [und dann jede Menge völkisches Blabla - man muss wissen, Herr Wolle ist bei der AFD - ,von dem ich mir jetzt einfach herausnehme es nicht zu zitieren.]...

Ich breche erst mal in Lachen aus und erhalte im Minutentakt Anrufe von Kollege, die sich ebenfalls vor Lachen kaum noch auf den Stühlen halten können. Sogar der Betriebsrat hängt keuchend am Telefon und bedankt sich für diesen großartigen Post und den noch viel großartigeren Post von Herrn Wolle, man habe sich selten so prächtig amüsiert.

Antwort Kat Astrophe: Wirklich, Herr Wolle? Ich hätt´ jetzt gedacht linksextremistisches Gedankengut sei genau Ihr Ding. Nein, war nur Spaß, hab ich natürlich nicht gedacht, entschuldigen Sie. Ich habe mich ja schon bemüht einen Artikel aus einem rechtsextremistischen Blatt zu finden, aber leider sind die Seite alle durch die IT-Security gesperrt und das Thema scheint da irgendwie auch nicht so präsent zu sein.
Ich möchte mich aber an dieser Stelle herzlich für Ihren Post bedanken, Sie wissen gar nicht, wie viele Leute Sie heute zum Lachen gebracht haben. Das ist schön, denn wir lachen viel zu selten.


Ich werde das Gefühl nicht los, dass die AFD ihre Mitglieder gehörig verarscht. Da geht´s gar nicht um rechte Politik, das ist ne Sammelstelle für Vollidioten, die endlich auch mal was sagen wollen, egal was...
Sollte besser ASFD heißen, Allgemeine Sammelstellen Für Deppen. 

 Und, auch unendlich gut...

Antwort Herr Brecher: Der Artikel ist ja unrealistisch, ich wurde noch NIE von der Polizei kontrolliert und, weil ich Aufbrezeln nicht mag, gehe ich nicht in Clubs und wurde deshalb auch noch nie abgewiesen. Es stört mich aber, dass um mich rum nur ausländisch gesprochen wird, und ich das nicht verstehe.

Antwort Kat Astrophe: Menno, ausländisch ist doof. Mal ehrlich, Herr Brecher, ich muss Ihnen gestehen, ich spreche auch kein Ausländisch, sondern nur Deutsch, Englisch, Französisch, Niederländisch und Spanisch (Latein, wenn sie es dazu zählen möchten), aber dieses Ausländisch, das kann ich auch nicht.
Ich mag Aufbrezeln auch nicht, weshalb ich es nicht tue, und gehe dennoch in Clubs, in denen ich noch nie abgewiesen wurde. Das liegt aber daran, dass ich einfach sowas von saugut aussehe.
Und glücklicherweise wurde ich schon mal von der Polizei kontrolliert, denn sonst würde ich vermutlich heute noch durch ein Neubaugebiet in Neuhausen kreisen und den Zugang zur A8 suchen.

Donnerstag, 7. März 2019

Oh, singet und frohlocket...

Ich singe jetzt in einem Chor, ein Gospel-Chor, mit eher älteren Herrschaften, möchte ich mal sagen. Also, ich bin da nicht Mitglied, oder so, aber, weil eine Freundin mich gefragt hat, ob ich für ein Projekt mitmachen will, habe ich gewollt. Wir drücken den Altersschnitt ziemlich.
Wir singen Jesus Christ Superstar, eine Rockoper. Das ist wichtig, dass das ne Rockoper ist, und kein Musical. Musical? Pah, wie bitte? Niemals! Das ist eine ROCKOPER! Gut, dass wir das gleich zu Anfang geklärt haben, das wäre ja aber auch fatal, dächte jemand, das sei ein Musical.
Ich singe im Sopran. Der Sopran wird angeführt von Martina, was heißt angeführt, Martina IST der Sopran. Zumindest denkt sie das, und irgendwie auch die anderen, das scheint Martina klar gemacht zu haben, denn gestern war Martina nicht da und der Sopran klang wie drei zwitschernde Vögelchen bei Orkanstärke 12. Die kriegen alle den Schnabel nicht auf, is´eher suboptimal beim Singen, kommt dann so wenig Geräusch raus.
Ich würde ja, denn Martinas sopranöse Alpha-Weibchen-Stellung interessiert mich nicht die Bohne, aber ich kenne die Lieder großteils noch nicht, also, auch nicht die Töne, also, muss ich erst mal üben, bevor ich das richtig singen kann. Hugo, aus dem Bass, scheint sowieso immer schwer beeindruckt, dass es Leute gibt, die Töne treffen - vielleicht staunt er ja auch über sich selbst, wenn ihm das mal zufällig passiert - jedenfalls kuckt er mich irgendwie immer aufmunternd-erstaunt an, wenn ich singe, obwohl ich jetzt ja natürlich nicht beurteilen kann, ob er einfach generell immer beeindruckt schaut. Könnte sein, ich kenne die Leute ja nicht.
Sei´s drum, Martina jedenfalls ist nicht eben erfreut, dass mich ihre Befindlichkeiten nicht interessieren, wie kann ich auch einfach lächeln und sagen: "Ach, weißt du, ich spreche das so aus, wie ich denke und singe einfach mit, aber danke für den Hinweis.", wenn sie mich drauf hinweist, dass ich "their" falsch ausspreche - was nicht der Fall ist, nur am Rande bemerkt - und, dass da zwar "you´ve got…" steht, aber der Chor hier gefälligst "you have got" zu singen hat, obwohl das von der Rhythmik her nicht passt und schwerer zu singen ist. Ich mache es also nicht, werde tadelnd angeschaut und lächle freundlich zurück. Am Arsch vorbei geht auch ein Weg, meine liebe Martina.
Überhaupt ist diese Veranstaltung mal wieder eine echt Kuriositätensammlung. Ich frage mich immer, aus welchen Löchern sind diese Leute gekrochen. Die sind nicht assi oder doof oder unfreundlich (gut, bis auf Martina, aber ich reize sie ja auch mit voller Absicht, weil es mich amüsiert), keineswegs, aber das sind schon Leute, die man anschaut und sich erst mal fragt: "Was?"
Nehmen wir Andreas. Andreas hat mittwochs, so nehme ich an, seinen "ich zieh mich komisch an"-Tag, anders ist das nicht zu erklären. Bei der ersten Probe trug er einen silbernen Satinpyjama, das ist kein Witz, beim zweiten mal, ein Sportoutfit, inklusive einer Sportbrille mit gelben Gläsern, die er auch die ganze Probe durch nicht abgenommen hat und gestern ein weißes Radler-Outfit, samt Klickschuhen. Beim Sport, wie man jetzt eventuell vermuten könnte, war er aber nicht, er roch schlicht nicht danach.Und Andreas singt sehr leidenschaftlich und ist immer bereit die Aussprache von "their" mit Martina zu diskutieren, wobei er recht hat, aber selbstverständlich trotzdem verliert, dabei gehört er nicht mal zum Sopran. Ich könnte schreien vor lachen.
Oder, ich nenne sie "das Wesen", weil ich ihren Namen nicht kenne - ich bin fast sicher, sie hat ihn mir gesagt, aber ich glaube, es hat mich kurz gegruselt, weshalb ich ihn sofort vergessen habe. Das Wesen, das gestern neben mir saß, roch, ganz im Gegensatz zu Andreas, schon nach Sport, allerdings nach Sport, den sie vor 3 Tagen gemacht hatte. Sie packt erst mal einen halben Schreibwarenladen aus einer ihrer gigantischen Taschen aus und bietet mir freundlich an, doch bitte all ihre Stifte zu benutzen, falls ich welche bräuchte, die seien auch alle radierbar. Sie hat viele tolle Farben. Das ist wirklich nett und furchtbar gruselig, und ihr Blatt sah später auch aus, wie das Gemälde eines leicht verstörten Kindergartenkindes. Grundsätzlich verstehe ich sowieso nicht, was man sich da immer alles notieren soll, ich will singen und nicht Romane schreiben, die ich anschließend lesen muss, während ich singe.
Zusätzlich, und das hat mich dann wirklich ein bisschen überfordert, hat sie, Mitte der Probe ungefähr, irgendwann angefangen zu weinen. Ich habe es nicht so genau mitbekommen, ich war bemüht Blickkontakt zu vermeiden, das führte sonst noch zu dem Eindruck ich hätte vielleicht Interesse an Austausch. Möglicherweise hat sie ja den schlimmsten Heuschnupfen aller Zeiten, der just in der Probe einsetze, oder die Musik hat sie so berührt, das kommt bei so einem kritischen Thema schon mal vor, oder, was weiß ich? Sie saß jedenfalls still, sich die Augen tupfend, neben mir, und ich musste der Versuchung widerstehen sie zu fragen, ob denn alles ok sei. Ehrlich, ich weiß, das macht man, man zeigt Mitgefühl, aber ich wollte wirklich nicht wissen, warum das Wesen weint. Wer mehr als fünf verschiedene Farbstifte in einer Chorprobe benutz, ist möglicherweise gefährlich.
Gefährlich ist es aber auf alle Fälle, und zwar für mein loses Mundwerk, wenn Wolfram, der Chorleiter, ganz in seinem Element, erklärt wie zu singen ist. Was will uns der Text an dieser Stelle sagen, wie bringen wir stimmlich den Zwiespalt Maria Magdalenas zum Ausdruck? Und ist sie überhaupt zwiegespalten? Ja, mit Maria Magdalena, von der man übrigens nicht weiß, ob Hure oder Ehefrau Jesu, ist das schon schwierig. Da gibt es keine historischen Belege, und vor allem, weil Waltraud, das Pendant zu Martina im Alt, das Buch - welches Buch auch immer - noch nicht fertig gelesen hat und man von daher nicht wissen kann, was jetzt Phase ist mit Maria Magdalena. Das heißt, natürlich auch, dass man nicht weiß, wie man singen soll. Liebt sie Jesus jetzt als Mann oder als Gott? Wie singt man das? Und, darauf muss Waltraud jetzt schon auch noch hinweisen, Jesus ist keinesfalls Gott, er ist Gottes Sohn!
Gut, dass das geklärt ist, wegen solcher Äußerungen sind schon Menschen gestorben. Wir können weiter singen und Wolfram empfiehlt uns das so zu singen, wie jeder von uns das fühlt.
Alles klar.