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Sonntag, 21. Dezember 2014

Weihnachtsfeier grotesk

Man stelle sich Folgendes vor:
Ein Raum, vollgestopft mit alten, kaputten Spielautomaten, in einem Industriegebäude, zwei Biergarnituren und eine versiffte Couch.
Im Nebenraum verranzte, nur teilweise funktionierende alte Videospielautomaten, samt eines Typen, der sich zum DJ berufen fühlt (es läuft 80er-Pop) und, der so fett ist, dass ich ihn vermutlich nicht mal zu Hälfte umfassen könnte, sollte ich das jemals überhaupt wollen.
Die Toiletten in dieser Einrichtung haben keine Türen, kein Klopapier und frag' nicht nach Handtüchern.
Das Essen wird geliefert von einem nicht mal viertklassigen, ich nenne es mal, Partyservice - entsprechend schmeckt es auch.
Keiner hat daran gedacht, dass man zum Essen Geschirr und Besteckt braucht, auch nicht der sogenannte Partyservice. Eher unpraktisch, wenn man mich fragt...
Ich renne, nachdem zuerst 10 Minuten aufgeregt diskutiert werden muss, was nun zu tun sei, denn schließlich lässt sich Kartoffelsalat und Schnitzel mit Soße einfach nur schlecht aus der Hand essen, mit einem meiner Chefs zurück ins Büro, gut, dass es dort Pappteller und Plastikbesteck gibt, was man ja eigentlich wusste, weshalb die vorangegangene Diskussion völlig unsinnig war, und bringe das ganze dann in besagten Raum. Mein Chef ist stolz und strahlt, dieses Problem haben wir doch erstklassig gelöst, jetzt kann der Abend gemütlich werden.
Die Truppe, oder das Personal, wie sie von den Chefs huldvoll bezeichnet werden, hat mittlerweile teilweise, bereits angefangen zu essen. Es stört dabei natürlich nicht, dass das eigentlich, in Ermangelung von Tellern und Besteck, gar nicht so richtig funktioniert, für was hat man den schließlich (ungewaschene) Finger?
Der Rest ballert im Nebenraum auf Zombies, spielt Flipper oder sitzt in einem Panzerspielautomat und zerballert was auch immer.
Heinrich, einer vom Personal, ist schon mit einer Flasche  Whiskey aufgeschlagen und fest entschlossen sich damit völlig abzuschießen. Alle sind herzlich eingeladen es ihm gleich zu tun.
Heinrich ist eine wahre Augeweide, das muss man auch mal sagen, unter seinem schwarzen Motörhead-T-Shirt lässt er heute zur Feier des Tages kokett seine Fettschürze hervorblitzen.
Er findet, dass ich garstig bin, weil meine Laune, ob dieser ganzen Szenerie nicht sonderlich gut ist und ich dem Ausdruck verleihe, und fragt sich, ob ich das nicht doof finde. Er fragt das auch mich und ich teile ihm bereitwillig mit, dass ich nicht mal ansatzweise damit angefangen habe garstig zu sein und es auch nicht im geringsten doof finde, garstig zu sein.
Man schaufelt unmotiviert das Essen in sich rein, während man sich ausgiebig und lautstark über die Vorlieben der Kollegen beim Ficken unterhält. Ich schweige, ich kann einfach nichts dazu beitragen.
Um 21.00 Uhr gebe ich auf. Ich bedanke mich bei meinen Chefs, Kirsten, dem der Radladen auf dem Betriebsgelände gehört (ja, Kirsten ist ein Mann), wohnt am Kleinplatz. Er nimmt mich mit in die Stadt...endlich vorbei.
Was anderes als "grotesk" fiel mir nicht dazu ein.

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