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Donnerstag, 21. Juli 2016

Die gemeine Öko-Ische oder verflucht, der Arsch gehört auf die Brille!

Jeden Sonntag, um die gleiche Uhrzeit, begeben wir uns ins gleiche Café um einen großen Kaffee beziehungsweise ein Kännchen Assam-Tee mit Milch und zwei Stücke Kuchen zu uns zu nehmen und die Woche revue passieren zu lassen. Das ist sehr schön, das ist eine mir sehr teuer gewordene Tradition und ich bin immer verstimmt, wenn es dann doch mal ausnahmsweise nicht klappt.
Besagtes Café ist natürlich schön, in einem Hinterhof gelegen. Ich nehme an das Gebäude war mal eine Werkstatt oder vielleicht eine kleine Fabrik, es ist also diese typische, hübsche Mischung die entsteht, wenn man alte Gebäude nicht mehr für das benutzt, wofür sie mal gedacht waren, sondern einem neuen Verwendungszweck, vorzugsweise "irgendwas mit Kultur", zuführt.
Man braucht dazu jede Menge Efeu und Glyzinien, die die alten Backsteinwände überwuchern können und jede Menge Insekten anziehen, die dann in deinem Getränk oder Kuchen landen und dir furchtbar auf den Senkel gehen - gut, dass es dort ein Anti-Wespen-Spray gibt, das nicht hilft -, es muss ein bisschen "shabby" aussehen, man möchte irgendwann fast sagen es sei "pittoresk".
Wenn das Ganze jetzt auch noch von einer Kommune betrieben wird, ist es nahezu perfekt, und, wenn die dann noch auf BIO setzen, dann gibt es kein Halten mehr.
Ich schwöre in diesem Café ist nicht nur der Zucker Bio, sondern auch der Streuer, nicht nur die Zutaten für den Kuchen sind aus biologisch-dynamischer Landwirtschaft, nein, auch der Teller, das Besteck, ja, selbst der Tisch auf dem serviert wird, ist mit Sicherheit ein Demeter-Produkt. Und, wer dort als Bedienung arbeiten möchte, muss vermutlich erst mal per Bluttest nachweisen, dass er keine Bisphenol-A-abgebenden Verpackungen für seine vegane Pseudowurst verwendet.

Damit wird dieses Café zum natürlichen Lebensraum der Öko-Ische: Es ist ein Hort für Menschen, die auf Deo, Rasierer und Duschgel scheißen - eigentlich auf Aussehen generell, wenn ich so drüber nachdenke. Da darf es, im wahrsten Sinne des Wortes, menscheln, da wird Jute nicht nur als Tasche und noch mit Stolz getragen, auch wenn´s juckt und eher aussieht wie ein schwerer Unfall und man manchmal wirklich nicht mehr weiß, wo man noch hinschauen soll.
Es ist ein idealer Treffpunkt für Latte-Macchiato-Muttis (spricht sich: Ladde-Matschiado-Muddis), die es nicht verantworten können ihren, vermeintlich, laktose- und glutenintoleranten Nachwuchs zusätzlich mit tierischem Eiweiß und Zucker zu vergiften und auch sonst wenig Spaß im Leben haben, denn mal ehrlich, ne Latte Macchiato mit Sojamilch? Das lässt tief blicken...

Warum wir da hingehen? Naja, ich sagte es ja, es ist schön da, der Kuchen ist lecker und wo sonst bitte könnte ich meinen Freund mehrmals binnen 2 Stunden unter dem Tisch ans Schienbein treten und sagen "Du liebe Güte, dreh´ dich jetzt bloß nicht um, es ist ein Unfall!"

Es gibt nur eine kleine Sache, die ich bei allem "Leben und leben lassen." nicht recht verstehe: Passt der Arsch einer Öko-Ische eigentlich nicht auf eine gewöhnliche Klobrille?
Jedesmal, wenn ich dort zur Toilette gehe, und nicht aufpasse, was ich ja mittlerweile generell tue, sitze ich in Öko-Pisse.
Find´ ich das gut? Nein! Und da kann die auch so biologisch sein wie sie will.
Muss ich daraus schlussfolgern, dass es ok ist sich nicht zu häufig zu waschen, zu rasieren und kein Deo zu benutzen, aber zu eklig sich auf eine Klobrille zu SETZEN, die andere Menschen auch benutzen?
Dabei sind die doch auch nur einfach ungewaschen, unrasiert und undeodoriert... ah, Moment, ich sehe - das ist in höchstem Maße hypokritisch.

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