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Mittwoch, 23. Juli 2008

Hausgemachte Problemsülze mit Schwarzbrot

Manche Leute haben einfach keine Probleme, sollte man meinen.

Was sie allerdings keinesfalls dazu bringt ein glückliches und entspanntes Leben zu führen, weit gefehlt - diese Leute machen sich ihre Probleme einfach selbst.
Ein einfaches, wie auch geniales System, frei nach dem Motto "Suche dir ein möglichst unnötiges Thema und nerve Andere mit deinem negativen Sendungsbewußtsein, bis sie nachgeben und eine Diskussion mit dir anfangen.". Daraus, und darauf kann man sich verlassen, entsteht früher oder später ein Problem, und ich persönlich halte das für eine Form von Masochismus.
Nun könnte man ja von Anfang an, als erwachsener und mündiger Mensch, einfach sagen: „Mir doch Wurst, dein Problem und es interessiert mich nicht.", aber in den meisten Fällen ist man doch versucht dem problemtraumatisierten Gegenüber klar zumachen, dass es überhaupt kein Problem gibt.
Wenn man das Gegenüber nicht kennt, dann wird man in den meisten Fällen wohl versucht sein diesem Gegenüber, nennen wir es doch hier der Einfachheit halber mal Herr Müller, klar zu machen was für ein schwachsinniger Vollidiot er ist und wie viel wertvolle Zeit er gerade für diesen oder jenen, auf jeden Fall aber absolut uninteressanten, Mist verschwendet hat, und das, obwohl die verschwendete Zeit nicht mal Herr Müllers eigene war.
Und, wenn man sich das dann wieder genau betrachtet, ist schon die Tatsache, dass man Herrn Müller auf seine Grenzdebilität aufmerksam macht, eine kolossale, natürlich von Herrn Müller verursachte, Verschwendung aller möglichen Dinge – Zeit, Luft, Gedanken, Hirnkapazität... Ein erwachsener und in sich ruhender Mensch, also vermutlich ein kleiner orangefarben gekleideter Mönch irgendwo in einem Kloster in Tibet, der sich wahrscheinlich nie mit irgendwelchen Herrn Müllers konfrontieren wird müssen, würde Herrn Müller wohl einfach mit Verachtung strafen. Wobei sich mir immer irgendwie die Frage aufdrängt, wie denn Herr Müller überhaupt meine Verachtung bemerkt, um sich daraufhin so richtig gestraft zu fühlen. Aller buddhistischer und sonstiger Weisheit zum Trotz, Herrn Müller gesagt zu haben, dass er dämlich ist, ihm Weitblick und der Sinn für´s Große-Ganze völlig abgeht, ist unheimlich befriedigend – wenn auch nicht unbedingt lange…
*Schönen guten Tag,
Prof. Dr. Heinrich Hansen hat mich um die Weiterleitung folgenden Textes gebeten. Dieser Bitte komme ich hiermit nach.
Viele Grüße B. Peaches
Hallo, mein Name ist Heinrich Hansen und unterrichte u. a. auch computergestützes Lernen. Zur Zeit arbeite ich an einem Buch zum Thema „Digital storytelling".
Mehr Info dazu gibt es auf meiner Homepage. Für diese Buches suche ich noch nach Beispielen aus der Schule, bei denen Geschichten didaktisch im Unterricht eingesetzt werden. Wenn Sie tolle Beispiel haben und zu meinem Buch beitragen wollen, dann würde ich mich freuen, wenn Sie sich bei mir unter H.Hansen@hansen.org melden würden.
Ihr Heinrich Hansen*
Warum ich das jetzt erwähne?
Nun DAS ist im Endeffekt der Grund warum eine Abmahnung meines Chefs seit gestern auf meinem Schreibtisch rumgammelt und von mir konsequent ignoriert wird. Aber fahren wir fort. Diese Mail, um deren Weiterleitung mich Herr Hansen gebeten hatte, ging raus an einen meiner Verteiler, von dem ich dachte, er könnte potenzielle Kandidaten für solche Beispiele enthalten.
* Sehr geehrter Herr Hansen,
seit vielen Jahren unterrichte, fördere und therapiere ich computerunterstützt. Auch als Dozent an der Akademie unterrichte ich diese Thema. Mit Interesse habe ich Ihre Nachriht gesehen und sie mir kurz angeschaut. Dabei mußte ich aber leider feststellen, dass sie englische Begriffe verwenden an den Stellen an den es gut deutsche Wörter gibt. Für das Wort Storydesign gibt es bestimmt auch ein deutsches Wort, denn Sie stoßen mit solchen Wörtern nur auf Ablehnung. Ich habe daraufhin die Seite sofort geschlossen. Wenn Sie Lehrer und Lehrerinnen mit neuen Dingen erreichen wollen und dann mit Ihrer Sprache aus "einer anderen Welt" kommen, so haben Sie von vornherein verlohren. Das ist dann schade für alle. Schade für die Studenten, die sich unnötigerweise gute Gedanken gemacht haben und schade für die Schulen, die gute Anregungen sonst gerne auch annehmen. Aus meiner über 25-jährigen Erfahrung kann ich Ihnen nur empfehlen, schreiben Sie alle Begriffe in deutsch, damit die KollegInnen es auch annehmen würden.
Beste Grüße Wilhelminus Müller
Gymansiallehrer, Beratungslehrer, Dipl. Pädagoge, Sonderschullehrer, Fortbildner, Pädagogischer Berater und stellv. Schulleiter * 
Nicht nur, dass mich der Name schon völlig fertig gemacht hat. Wie kann jemand so heißen und nicht komplett meschugge sein? Ich erkannte zusätzlich auch gleich den „Ich-mache-mir-und-anderen-Probleme,-weil-ich-sonst-nichts-zu-tun-habe"-Typ. Außerdem machen mich derart viele Rechtschreibfehler – vor allem in BESCHWERDEMAILS – rasend.
Doch noch ließ ich den kleinen orangfarben gekleideten Mann aus Tibet raushängen, obwohl mein inneres Gleichgewicht, ich gebe es zu, schon ziemlich gestört war und ich nicht übel Lust gehabt hätte diesem blasierten Schwachmat zu sagen, dass er, bevor er sich über Anglizismen beschwert, doch bitte zuerst mal Deutsch lernen soll.
Aber gut…"Contenance…", sagte ich mir…
*Schönen guten Tag Herr Müller,
ich bitte Sie Ihren Hinweis an Herrn Hansen selbst, an H.Hansen@hansen.org, zu senden. Ich bin lediglich seiner Bitte nachgekommen, seine Anfrage weiterzuleiten. Für deren Inhalt bin ich nicht verantwortlich.
Herzlichen Dank und Ihnen einen schönen Tag.
Mit besten Grüßen Biba Peaches* 
Und ich dachte, damit habe ich gut gekontert: Dem Idioten hinten rum, aber schön freundlich doch eine verpasst – irgendwie jedenfalls. Doch leider hatte ich nicht mit der extremen Problemorientiertheit von Herrn Müller gerechnet…
*Sehr geehrte Frau Peaches,
die Antwort habe ich an Herrn Hansen selber direkt weitergeleitet. Technisch wäre es auch für Sie möglich, hierzu müssten Sie nur auf den Punkt weiterleiten drücken und dann die Adresse von Herrn Hansen eingeben,
beste Grüße
W. Müller*
 Ja, und da war es dann vorbei, zuviel der Klugscheißerei, Schluss mit friedfertigem, in sich ruhendem Orange, ich sah vielmehr rot...
*Sehr geehrter Herr Müller,
ich wollte Ihnen mit dieser Antwort nur die Möglichkeit geben Ihre Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler zu korrigieren, bevor Sie Ihre E-Post an Herrn Prof. Dr. Hansen senden, und zwar, ohne Sie all zu direkt darauf hinzuweisen, dass...
  • ...es nicht diese Thema, sondern dieses Thema heißt. 
  • ...es nicht Nachriht, sondern Nachricht heißt. 
  • ...der Satz "[...], dass sie englische Begriffe verwenden an den Stellen an den es gut deutsche Wörter gibt.", korrekterweise heißen müsste :" [...], dass Sie englische Begriffe verwenden an den Stellen, an denen es gut deutsche Wörter gibt" und stilistisch schöner außerdem wäre "[...] dass Sie an den Stellen, an denen es gut deutsche Begriffe gibt, englische verwenden." 
  • ...man einen Konditionalsatz im Deutschen, mit "wenn", durch ein Komma abtrennt. Sprich, beispielsweise, "Wenn Sie Fremdwörter verwenden, dann vergraulen Sie die Lehrer und Lehrerinnen." 
  • ...man "verloren" nicht mit "h" schreibt, mit den fleischigen Auswüchsen seitlich am Kopf, genannt "Ohren", hat "verlieren" nämlich nichts zu tun. 
  • ...man auch Relativsätze im Deutschen durch Komma abtrennt. Zum Beispiel: "Die Studenten, die sich unnötigerweise Gedanken gemacht haben [...]." 
  • ...in Ausdrücken wie "auf Deutsch" oder "in Deutsch" "Deutsch" stets groß zu schreiben sind. 
  • ...Sie vermutlich nicht Gymansiallehrer, sondern wohl viel eher Gymnasiallehrer sind, und Sie, aber das ist reine Vermutung, wahrscheinlich nicht Deutsch unterrichten. 
Wenigstens haben Sie Storydesign nicht falsch geschrieben, und ja, es gibt eine deutsche Übersetzung für diesen Begriff, der aber, da das Phänomen nun einmal bedauerlicherweise seinen Ursprung im anglo-amerikanischen Sprachraum hat, inhaltlich nicht die ganze Bandbreite der Begrifflichkeit abdeckt. Zudem möchte Ich Sie wirklich bitten einmal nachzuforschen wie viele Wörter nicht-deutschen Ursprungs Ihre E-Post eigentlich enthält - noch nicht einmal Ihre Berufsbezeichnung ist deutsch. Wie könnte ich Sie denn auf Deutsch denn korrekt ansprechen? Nun, „gymnos" ist altgriechisch und bedeutet soviel wie „nackt", das Formans „-ial" dient der Einpassung in den deutschen Wortschatz. Ich gehe jetzt allerdings nicht davon aus, dass Sie unbekleidet unterrichten, trotzdem sagte mir Ihre Berufsbezeichnung genau das, wenn ich Sie einfach übersetzen würde. Möchten Sie also fortan lieber Oberschullehrer genannt werden? Und wissen Sie, wenn man sich schon über Fremdwortgebrauch, und letztlich ist auch der Gebrauch von Anglizismen ja nicht anderes, beschwert, sollte man, meiner Meinung nach, zuerst nachprüfen, ob das so gerechtfertigt ist - und vor allem sollte man richtig schreiben lernen.
Herzliche Grüße
B. Peaches* 
Alles weitere spare ich mir jetzt…glaube ich...

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